Taizé, ein Erlebnis und ein Ort, den man nicht vergisst
Für einige ist es bereits das 2. Mal, dass sie die Reise antreten, für die meisten von uns ist es jedoch ein Abenteuer, das am 23. Juni um 5 Uhr auf dem Parkplatz der HTL Saalfelden beginnt. Alle zusammen mit Schülern und Lehrern aus HTL und HIB machen wir uns auf zur 13 stündigen Busfahrt nach Taizé, einer französischen Gemeinde im Département Saône-et-Loirein.
Die Communauté de Taizé, ein internationaler ökumenischer Männerorden, wurde vor allem durch die ökumenischen Jugendtreffen, zu denen jährlich rund 100.000 Besucher vieler Nationalitäten und Konfessionen kommen, bekannt.
Wenn du nach Taizé kommst, erwarten dich 3 Gottesdienste täglich, danach jeweils eine warme Mahlzeit (die je nachdem, wen man fragt besser oder „super“ ist), offene Leute (die zu 70 % nicht deine Sprache sprechen, aber wirklich coole Gesprächspartner sind), eine Affenhitze (zwischen 34 °C und 40 °C), Bibellieder/religiöse Ohrwürmer, sehr heiße Duschen, stille Orte (wo die Gedanken laut werden), unvergessliche Freundschaften (mit Menschen die nicht nur 20 Meter sondern auch 20.000 Kilometer weit weg wohnen), Diskussionen (die deine Weltansicht schon mal auf den Kopf stellen können), Spiele (die so blöd sind, dass du sie einfach lieben musst) und Tränen zum Abschied.
An einem Tag gibt es auch einen Ausflug nach Cluny (10 Kilometer weiter südlich liegende Gemeinde), bei dem du die Abtei von Cluny (ein sehr beeindruckendes Erlebnis) besichtigen, durch die Straßen schlendern und ein bisschen etwas einkaufen kannst.
Eine erste Challenge nach unserer Ankunft in der Communauté ist das Aufbauen der Zelte am Abend, Campingstühle werden aufgestellt, Schlafplätze ein letztes Mal diskutiert und verändert und eine Wäscheleine zwischen die beiden Bäume gehängt. Diese ist bereits am nächsten Morgen, als wir uns für den Morgengottesdienst bereit machen, von Handtüchern, Kleidung und Co. schwer behängt und trennt so die Lager von HTL und HIB.
Im Laufe der Woche würde sich die Position dieser Grenze jedoch noch mit zunehmenden Sympathien zwischen den Schulen und dem mehrmaligen Beschweren eines Klosterbruders verändern.
3 Mal täglich einen Gottesdienst mit einer Dauer zwischen einer ¾ Stunde und 1¼ Stunden zu besuchen, lässt alle, die Taizé noch nie erlebt haben erst einmal schlucken. Es dauert keinen Tag, um uns etwas anderes zu zeigen.
Diese Gottesdienste sind geprägt von Gesängen in allen Sprachen, die einem wirklich sehr religiöse und ausdauernde Ohrwürmer verschaffen ( Magnificat) und kurzen Lesungen von einer Bibelstelle in verschiedenen Sprachen. 10 Minuten Ruhe in jedem Gottesdienst erschaffen eine Stimmung, die wir später schwer erklären können. Es ist ein Gefühl der Gemeinschaft und des Zusammenhalts, während doch jeder für sich betet, Frieden sucht oder den eigenen Gedanken nachhängt.
Es gibt nur wenige feste Bänke, die meisten knien irgendwie durcheinander nebeneinander am Boden, es gibt keine Trennungen.
Die Bibelgruppen sind ein weiterer Höhepunkt: es werden nicht nur verschiedene Bibelstellen interpretiert, viel mehr redet man mit fremden Menschen über die Punkte, die das eigene Leben berühren, Wünsche, Visionen und Gedanken werden offen geteilt. Danach werden Spiele gespielt.
Jeden zweiten Tag helfen wir Taizé sauber zu halten, denn „Putzfrauen/männer“ gibt es hier nicht. Sanitäranlagen werden gereinigt, Klos geputzt, Müll von der Straße aufgeklaubt und Fenster geputzt. Wie es sich herausstellt ist das erstaunlich lustig, dabei werden Bibellieder und Songs von ABBA, Queen und den Imagine Dragons gesungen, danach folgen wilde Wasserschlachten, Taizé-Twister und ein Tee.
In der Communauté findet man auch das Oyak, ein Non Profit-Kiosk. Dort kann man Wasser (100 cl für 30 Cents) kaufen, Wasserflaschen an einem Spender auffüllen (mit Chlorgeschmack), Eis, Crêpes, Pizza, Toast und Zahnbürsten günstig erwerben, und auch außerhalb der Öffnungszeiten bei den Automaten Limonaden kaufen.
Neben der Funktion als Kiosk hat das Oyak jedoch noch eine weitere sehr wichtige Funktion: es ist der Treffpunkt jeden Abend und somit für viele der Mittelpunkte von Taizé. Dort wird jeden Abend nach Abendessen und Abendmesse gequatscht, gesungen, getanzt, gespielt und gelacht.
Selbst wenn die Sonne runterbrennt wird im Lager der Österreichern (nix mehr HTL und HIB und Wäscheleine) bei guada Musi Volleyball und Badminton gespielt. Mit den Campingstühlen (natürlich verwendet niemand den eigenen) folgen wir dem wandernden Schatten des Baums, es wird diskutiert und Karten gespielt. Am Abend und Morgen gehen manche laufen, Watten tun einige von uns auch noch mit Stirnlampen um Mitternacht.
Beim Abschied von neuen Freunden aus aller Welt bleibt an Samstag und Sonntag kaum ein Auge trocken. Wir sehen viele winken, schnell noch ein Foto machen, sich um den Hals fallen und das Versprechen geben, nächstes Jahr wieder zu kommen und fleißig zu schreiben.
Auch für einige von uns geht es nicht ganz ohne Tränen ab, das Ausreisen aus Taizé (mit einigen Käfern und Insekten mehr im Gepäck) geht fast jedem nah.
Deshalb hoffen wir (ausnahmsweise sind wir da alle einer Meinung), auch nächstes Jahr wieder die Reise antreten zu dürfen.
Eva K. Schrey, 7a